Dieter Scherwinski 1.Vorsitzender DGhK RV Thüringen e.V.
Sehr geehrter Herr Minister,
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
Sehr geehrte Frau Orthaus,
Sehr geehrte Damen und Herren.
Ich möchte Sie herzlich zur 1.Regionalen Fachtagtagung zur Begabungsförderung
in Thüringen begrüßen. Mein besonderer Dank gilt zuerst der
Stadt Apolda und dem Gymnasium „Bergschule“ für die erwiesene
Gastfreundschaft und tatkräftige Unterstützung.
Diese Veranstaltung wird von der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte
Kind Regionalverein Thüringen e.V. und dem Bildungscamp Christes e.V.
durchgeführt.
Die Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind ist bundesweit vertreten
und wurde 1978 gegründet. In Thüringen ist der Regionalverband
aus interessierten und auch betroffenen Eltern, Lehrern, Erziehern und Psychologen
seit 1996 aktiv.
Der mittlerweile eigenständige Verein arbeitete von Beginn an mit dem
Bildungscamp Christes e.V., welches sich seit sieben Jahren für begabte
Kinder engagiert, zusammen. Das Bildungscamp ist auch der Ausrichter des
jährlichen, bundesweit offenen, Pfingstcamps in Christes.
Unsere Hauptarbeit findet jedoch derzeit in den regionalen Elterngruppen
statt. Hier werden örtliche Kontakte zu Schulen und Schulämtern
genutzt, um die Probleme, die hochbegabte Kinder und Jugendliche im Alltag
haben, zu analysieren und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Darüber
hinaus finden Zirkel und Freizeitveranstaltungen statt. Als erster Ansprechpartner
für Eltern und Lehrer dienen die telefonischen Beratungsstellen.
Denn etwa 2% aller Kinder eines Jahrganges gelten als intellektuell besonders
befähigt. Der Alltag in Familien und Schule zeigt, dass es nicht immer
leicht ist, diesen Kindern gerecht zu werden. Thüringen braucht sich
bei Förderung von Spezialbegabungen, wie Musik, Sport, Sprachen und
Naturwissenschaften im bundesweiten Vergleich keineswegs zu verstecken. Die
Einrichtungen leisten sehr gute Arbeit, wenn es darum geht, das Spezialwissen
zu vermitteln.
Es ist jedoch nicht möglich, flächendeckend derartige Schulen für
alle begabten Kinder und Jugendlichen und deren verschiedenartigen Begabungsstrukturen
zu betreiben. Das zu fordern, wäre unrealistisch.
So erklärt sich die Notwendigkeit, sich in jeder Schulart mit Hochbegabung
zu beschäftigen. Eine hohe Begabung führt nicht zwangsläufig
zu Spitzenleistungen auf allen Gebieten, manchmal nicht einmal zu akzeptablen
Schulleistungen. Begabungen müssen gefördert und gefordert werden
und
verwandeln sich erst in der Kopplung mit Engagement und Kreativität
zu Hochleistungen. Sehr häufig bestehen außerdem Diskrepanzen
zwischen geistiger und emotionaler Reife.
Die Komplexität dieses Themas erfordert es, sich Gedanken zu machen,
wie wir gemeinsam diese, unsere Kinder befähigen können, ihr Potential
zu nutzen. Wir kennen die Stimmen, die da sagen:
? Die Anzahl der Schüler in den Klassen ist viel zu hoch.
? Die Voraussetzungen der Schüler in den einzelnen Klassenverbänden
sind
viel zu unterschiedlich.
? Und schließlich: Man kann es doch nicht jedem Recht machen.
Eltern vertreten oft die Meinung,
Schule sei Dienstleister für die Bildung
ihrer Kinder. Regelmäßig stößt dies auf Widerspruch.
Bei etwas genauerer Betrachtung des Sachverhalts erkennen wir, jeder Bürger
dieses Landes trägt dieses Bildungssystem mit, sichert das Recht auf und
die Pflicht zur
Schulbildung. Hier setzt die Dienstleistung der Schule ein, nicht als Dienstleister
am Einzelnen, sondern als Dienstleister für die Gesellschaft. Aufgabe
der Schule ist es, entsprechend den Erfordernissen der Gesellschaft die Kinder
zu bilden und zu fördern.
Muss nicht gerade hier ein besonders gutes Verhältnis von Aufwand und
gesellschaftlichem Nutzen unser aller Anliegen sein? Jeder Unternehmer in der
freien Wirtschaft versucht das Maximum aus den eingesetzten Werten herauszuholen.
Sollen wir uns bei der Bildung mit einem Durchschnitt begnügen? Und kommt
am Ende bei vermeintlich gerechter Gleichbehandlung aller Schüler sogar
wertvolles Potential zu kurz, weil es gerade nicht in das übliche Schema
passt?
Wir alle leisten unseren Beitrag für dieses Bildungssystem. Wir alle sollten
auch daran interessiert sein, das Bestmögliche aus diesem System zu gewinnen.
In den letzten Jahren hat sich einiges
in Thüringens Schullandschaft
bewegt.
Von der veränderten Schuleingangsregelung profitieren bereits viele Grundschüler.
Die Möglichkeit Klassen zu überspringen hilft jenen mit besonders
guter Auffassungsgabe. Die Freude an der geistigen Herausforderung lässt
die Schule weniger als notwendiges Übel erscheinen, sondern sie dient
vielmehr als Quelle der Befriedigung ihres starken Wissensdranges.
In unserer Vereinsarbeit stellen wir trotzdem immer wieder fest, dass es überwiegend noch nicht gelingt, Kinder mit Teilbegabungen oder allgemeiner hoher intellektueller Begabung adäquat zu unterrichten. Häufig kommt es zu Frustreaktionen, Leistungsverweigerungen oder sozialen Schwierigkeiten, weil Lehrer und Eltern nicht wissen, wie dem Kind geholfen werden kann.
Ziel dieser Tagung ist es, alle die, die mit der Thematik Hochbegabung beruflich oder auch im Familienalltag zu tun haben, an einen Tisch zu bringen.
Ihnen, sehr verehrte Teilnehmer, werden heute Ergebnisse aus der wissenschaftlichen Forschung vorgestellt. In den Workshops können Sie Beispiele für die Förderung hochbegabter Kinder und Jugendlicher aus der Praxis kennen lernen und selbstverständlich ist der Austausch von Erfahrungen aus Ihrem Tätigkeitsbereich erwünscht. Bringen Sie sich ein!
Ich freue mich besonders über das Interesse und das aktive Mitwirken des Thüringer Kultusministeriums und des ThILLM an dieser Tagung. Ich werte das als Signal, der Förderung begabter Schüler auch zukünftig einen angemessenen Stellenwert einzuräumen.
Ich danke Ihnen dafür.
Nur gemeinsam kann es uns gelingen, die anstehenden Probleme zu lösen.
Ich wünsche Ihnen und uns einen
erfolgreichen Tagungsverlauf.
Ich bin sehr gespannt auf die Ergebnisse aus den Workshops und hoffe, nicht
zuletzt für unsere Kinder, dass wir gemeinsam einen Schritt voran kommen.
Download Eroeffnungsrede_240905.pdf